Wirbelsäulenchirurgie
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Wirbelsäulenchirurgie
Ansprechpartner

Sekretariat Sektion Wirbelsäule:
Sabine Bäuerle (E-Mail: sabine.baeuerle@rku.de, Telefon: (0731) 177 5110)
Sprechstundentermine
- Mittwochs von 08:00 bis 15:50 Uhr
Einen Sprechstundentermin können Sie zeitnah durch einen Anruf bei unserem Patientenservice unter der Nummer 0731 – 177-2000 erhalten.
Zur Vorstellung in der Sprechstunde sollten alle Unterlagen inklusive Bildgebung (auch im Verlauf) mitgebracht werden, um Doppeluntersuchungen oder Verzögerungen zu vermeiden.
In Notfällen, wie z.B. bei akuten Lähmungen oder Brüchen, können Sie sich außerhalb der regulären Dienstzeiten auch unter 0731 – 177-0 anmelden.
Apparative Ausstattung
In unserer Klinik stehen zur differenzierten Diagnostik und Therapie folgende Verfahren zur Verfügung:
- Röntgen
- Sonographie
- Computertomographie (CT) mit CT-gestützten wirbelsäulennahen Infiltrationen
- Kernspintomographie (MRT)
- Elektrophysiologische Diagnostik (in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Ulm)
- Computer-gestützte Navigation für Instrumentierungen an der Wirbelsäule
- Radiofrequenzablation
- Operationsmikroskop
Differenzierte Diagnosestellung
Stufenweise werden – beginnend mit einer ausführlichen klinischen Untersuchung sowie Röntgenuntersuchungen – die den Schmerz auslösenden Strukturen der Wirbelsäule eingegrenzt. Abhängig vom vorliegenden Beschwerdebild können weiterführende bildgebende Verfahren(Kernspintomographie/Computertomographie) zusätzliche Informationen bezüglich der Schmerzursache geben. Im Sinne der Stufendiagnostik können anschließend die Beschwerden verursachenden Strukturen durch Bildwandler- und CT-gestützte Infiltrationen der Zwischenwirbelgelenke, der Nervenwurzeln und/oder des sogenannten Epiduralraumes identifiziert werden
Behandlungsschwerpunkte
Abhängig von Art und Ausprägung der Erkrankung wird ein konservatives oder operatives Behandlungskonzept eingeleitet.
Kyphose
- Eine Kyphose ist eine über das normale Maß hinausreichende Ausbildung eines „Buckels“ der Wirbelsäule. Man unterscheidet vor allem drei Erscheinungsformen:
- Die Adoleszentenkyphose (Morbus Scheuermann) ist definiert durch eine Deformierung von mehr als drei Wirbelkörpern im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule mit Keilform der Wirbelkörper, Verschmälerung des Bandscheibenfaches und Irregularität der Wirbelkörperendplatten (sog. Schmorl`sche Knötchen).
- Die kongenitale Kyphose ist eine kurzbogige Deformität der thorakalen bzw. thorako-lumbalen Wirbelsäule aufgrund von angeborenen strukturellen Defekten und häufig assoziiert mit Fehlbildungen anderer Organsysteme.
- Weiterführende Informationen zur Spondylitis ankylosans finden Sie als eigenständigen Unterpunkt weiter unten.
Skoliose
Unter Skoliose versteht man eine dauerhafte Seitverbiegung der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper. Nach ihrer Herkunft lassen sich verschiedene Formen unterscheiden (idiopathisch, kongenital, neuromuskulär, adult), die sich hinsichtlich des Erkrankungsalters, der Ausprägung, des Fortschreitens der Erkrankung und der möglichen Behandlungsverfahren unterscheiden.
Spondylolisthese
Von einem Wirbelgleiten spricht man bei Verschiebung bzw. Verkippung zweier benachbarter Wirbelkörper gegeneinander. Eine Retrolisthese bezeichnet das Verschieben des kopfnäheren Wirbelkörpers gegenüber dem darunter liegenden Wirbelkörper nach hinten, analog wird das vorwärts Gleiten des Wirbelkörpers als Anterolisthese bezeichnet. Zu unterscheiden ist zwischen einem frühkindlich erworbenen Wirbelgleiten mit vorliegender Defektsituation im Zwischenwirbelbereich des Wirbelbogens (sog. Spondylolyse) und einem verschleißbedingten, degenerativen Wirbelgleiten mit intakten knöchernen Strukturen und begleitender Arthrose der kleinen Wirbelgelenke sowie Insuffizienz der Bandstrukturen.
Zervikaler/Lumbaler Bandscheibenvorfall
Im Rahmen degenerativer Verschleißprozesse der Bandscheibe kann es zum Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal kommen. Durch Bedrängung der dort verlaufenden Nerven kommt es abhängig von der Schädigungshöhe zu Schmerzen, Taubheitsgefühl und Lähmungserscheinungen im Bereich der Arme bzw. Beine. Wird das Rückenmark selbst durch den Druck der Bandscheibe geschädigt, so können Blasen-Mastdarmstörungen oder gar eine Querschnittlähmung auftreten.
Degenerative Bandscheibenerkrankung
Hierbei handelt es sich um einen altersbedingten Verschleiß des Bandscheibenkerns, d.h. die Pufferfunktion der Bandscheibe nimmt ab. In der Folge kommt es zu Strukturveränderungen der Bandscheibe sowie zu Rissbildungen mit erhöhter Druckbelastung der Wirbelkörperendplatten und deren nachfolgendem Verschleiß.
Spinalkanalstenose
Die Spinalkanalstenose ist eine zunehmende dynamische Einengung des Wirbelkanals auf Bandscheibenniveau durch überwiegend degenerative Veränderungen der Bandscheibe, der Wirbelkörperendplatten, der Zwischenwirbelgelenke sowie der umgebenden Bandstrukturen mit und ohne begleitende Instabilität des betroffenen Bewegungssegmentes. Die Lendenwirbelsäule ist hiervon häufiger als die Halswirbelsäule betroffen.
Rheumatoide Arthritis
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine chronisch entzündliche, meist progressive Systemerkrankung mit den Leitsymptomen Gelenkschmerzen, Morgensteifigkeit, Inappetenz, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, subfebrilen Temperaturen und Neigung zur depressiven Verstimmung. Eine frühzeitige Diagnosesicherung und Beginn einer medikamentösen Therapie ist für den weiteren Erkrankungsverlauf wichtig. Eine häufige Mitbeteiligung der Halswirbelsäule bei fortgeschrittenem Erkrankungsstadium kann zur Ausbildung einer Instabilität führen und einen operativen Eingriff im Verlauf notwendig machen.
Morbus Bechterew
Der Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) befällt als chronisch-entzündliche Systemerkrankung vor allem das Achsenskelett. Die Wirbelsäule, die Kreuz-Darmbein-Gelenke, die Schambeinfugen und die kleinen Wirbelgelenke sind besonders häufig betroffen. Innere Organe, wie z.B. Augen, Herzkreislauf-System, Lunge oder Darm, können begleitend erkranken. Die Krankheit beginnt meist zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr, eine genetische Prädisposition mit Nachweis eines Krankheit-assoziierten Markers (HLA-B27) findet sich bei 90% der Patienten.
Spondylitis/Spondylodiszitis
Eine bakterielle Knochenentzündung der Wirbelsäule (Spondylitis) mit Übergreifen auf die Bandscheibe (Spondylodiszitis) kann unterschiedliche Entstehungsursachen haben. Bei der häufigeren Form der endogen verursachten Knocheneiterung kommt es zu einer Streuung von Bakterien über die Blutbahn mit Absiedlung in den Wirbelkörper. Entsteht eine Knocheneiterung nach Operation oder Infiltration im Bereich der Wirbelsäule, so spricht man von einer exogen verursachten Entzündung.
Osteoporotische Fraktur
Der Bruch eines oder mehrerer Wirbelkörper bei erniedrigter Knochendichte (Osteoporose) ist einer der häufigsten Brüche im Alter. Die Wirbelkörper können ohne adäquate Ursache im Rahmen von Alltagsbelastungen brechen und starke Schmerzen verursachen. Am häufigsten ist die untere Brustwirbelsäule bzw. der Übergang Brust-/Lendenwirbelsäule betroffen. Zusätzlich können Fehlstellungen der Wirbelsäule und Lähmungserscheinungen resultieren.
Gut- bzw. bösartige Knochentumoren
Bezüglich primärer gut- bzw. bösartiger Knochentumore möchten wir Sie auf das Teilgebiet Tumororthopädie verweisen. Die Wirbelsäule ist der Anteil des knöchernen Skelettsystems, der am häufigsten von Absiedlungen (Metastasen) von Tumoren anderen Ursprungs (z.B. Brust/Prostata) betroffen ist.
Postnukleotomiesyndrom
Unter einem Postnukleotomiesyndrom versteht man einen anhaltenden oder wiederauftretenden Rückenschmerz mit oder ohne Ausstrahlung in die Beine nach Voroperation im Bereich der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenoperation), bedingt durch einen erneuten Bandscheibenvorfall, Narbenbildung oder segmentale Instabilität.
Multimodale konservative Schmerztherapie
Arzt, Psychologe, Physiotherapeut, Masseur und Ergotherapeut betreuen neben den Pflegekräften als Team Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Hierfür steht Ihnen sowohl unsere Schmerztagesklinik (teilstationäre Therapie) als auch eine spezielle Station (stationäre Therapie) in unserem Haus zur Verfügung. Die Therapie umfasst wirbelsäulennahe Infiltrationen, Schmerztherapie, psychotherapeutische Betreuung, krankengymnastische und balneophysikalische Maßnahmen.
Nukleotomie
Vorwölbungen oder Vorfälle der Bandscheibe werden über einen kleinen Hautschnitt (minimal-invasiv) und unter Verwendung eines Operationsmikroskops (mikrochirurgisch) entfernt.
Vertebroplastie/Kyphoplastie
Durch Stabilisierung eines gebrochenen Wirbelkörpers (z.B. bei Osteoporose) mit Knochenzement kann eine rasche Beschwerdelinderung mit geringem operativen Risiko für den Patienten ermöglicht werden.
Künstlicher Bandscheibenersatz
Konzentrieren sich die Beschwerden auf einen höhergradigen Verschleiß der Bandscheibe, kann durch eine Bandscheibenprothese eine Beschwerdereduktion bei erhaltener Beweglichkeit erreicht werden.
Dynamische Stabilisierungsverfahren
Leichtgradige Instabilitäten der Wirbelsäule werden unter Erhalt einer Teilbeweglichkeit stabilisiert.
Versteifungsoperationen
Zeigt sich ein höhergradiger Verschleiß bzw. eine ausgeprägte Instabilität, wird der betroffene Wirbelsäulenabschnitt versteift (Fusion). Kombiniert mit diesem Verfahren kann ggf. auch eine Erweiterung des Wirbelkanals (Dekompression) bei Verengung (Spinalstenose) erfolgen.
Wirbelkörperersatz
Bedingt durch eine Entzündung, einen Bruch oder eine Tumorerkrankung kann ein Wirbelkörper vollständig zerstört werden. Durch einen Platzhalter wird der betroffene Wirbelsäulenabschnitt rekonstruiert und stabilisiert.
Eigene Publikationen
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- Heinrich A, Reinhold M, Güttler FV, Matziolis G, Teichgräber UK, Zippelius T, Strube P. MRI following scoliosis surgery? An analysis of implant heating, displacement, torque, and susceptibility artifacts. Eur Radiol 2021. Jun;31(6):4298-4307.
- Strube P, Gunold M, Müller T, Leimert M, Sachse A, Pumberger M, Putzier M, Zippelius T. Influence of curve morphology and location on the efficacy of rigid conservative treatment in patients with adolescent idiopathic scoliosis. Bone Joint J 2021 Feb;103-B(2):373-381.
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Weiterführende Informationen im Internet
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften AWMF), http://www.leitlinien.net/
- Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG), http://www.dwg.org/
- Spine Society of Europe (Euro Spine), http://www.eurospine.org/http://www.dwg.org/